Früher in den Beruf, stärker vernetzt

14.12.2025
Interview

Ab Herbst 2026 starten die neuen Lehramtstudien Musik und Instrumentalmusik an der Universität Mozarteum. Andreas Bernhofer, Univ.-Prof. für Musikpädagogik, gibt Ausblicke auf die neuen Inhalte, Perspektiven und Möglichkeiten für Studierende.

Welche strukturellen Veränderungen bringt die Reform in den Lehramtsstudien Musik und Instrumentalmusik?

Andreas Bernhofer: Strukturell besteht die gravierendste Veränderung in der Verkürzung des Bachelorstudiums von acht auf sechs Semester, und zwar für alle Lehramtsfächer. Wir haben diese Straffung zwar nicht befürwortet aber dafür genutzt, um viele neue Elemente aufzunehmen: Es wurden neue Profilfächer entwickelt, sodass Studierende eigene Schwerpunkte setzen können. Eine wichtige strukturelle Änderung betrifft auch die Zulassungsprüfung, die umfassend überarbeitet wurde. Sie ist offener, flexibler und genreunabhängig gestaltet, was mehr musikbegeisterte junge Menschen ansprechen wird. Außerdem wird im Bereich Klavier und Gesang stärker auf schulnahe Praxis gesetzt – also genau auf das, was Lehrer:innen der Sekundarstufe (Mittelschule, AHS und BHS, Anm.) später tatsächlich benötigen.

Welche neuen Inhalte werden ab Herbst 2026 in den Studien vermittelt?

Ganz neu ist z. B. Music Production, um dem Zeitgeist gerecht zu werden und jungen Menschen, die sich mit elektronischer Musik beschäftigen, eine passende Ausbildung zu bieten. Im Bereich „Digitale Medien für den Musikunterricht“ werden Themen wie KI, Musik-Apps, computerbasiertes Komponieren und der Computer als Musikinstrument behandelt. Neu hinzugekommen ist außerdem Blasorchesterleitung, die bereits bestehende Chorleitung wird natürlich weitergeführt. Die Pädagogische Hochschule Salzburg hat zudem das Profilfach „Vocal and Band Performance“ entwickelt, in dem der Schwerpunkt auf Big Band, Vokalensemble und Bandpraxis liegt – sehr schulnah und praxisorientiert. Und gemeinsam mit dem Orff-Institut haben wir das neue Profilfach „Musik–Bewegung–Stimme“ geschaffen. Im sechssemestrigen Bachelor können viele Felder nur angerissen werden, aber im Master ist eine klare Schwerpunktbildung nach den eigenen Interessen möglich.

Warum waren diese Änderungen notwendig?

Das Lehramtsstudium soll attraktiver werden. Es braucht eine Modernisierung – die letzte fand 2016 statt – und durch die gesetzlichen Änderungen gehen die Studierenden früher in den Beruf. Das Studium fokussiert daher stärker auf Schulpraxis, damit die Studierenden nach sechs Semestern gut vorbereitet in den Unterricht einsteigen können. Der Master wird anschließend häufig berufsbegleitend absolviert. Er ist zwar nicht ausdrücklich so konzipiert, aber so strukturiert, dass er mit einer Teilbeschäftigung in der Schule gut vereinbar ist.

Das heißt, die Verzahnung von Ausbildung und Berufspraxis beginnt früher?

Genau. Zuvor war es für Studierende oft schwierig, Studium und frühe Unterrichtstätigkeit unter einen Hut zu bringen. Nun ist die Studienstruktur besser an diesen frühen Berufseinstieg angepasst, was die Belastung für die Studierenden deutlich reduziert. Die meisten Masterstudierenden arbeiten bereits an Schulen, da es einen großen Lehrkräftemangel gibt. Der Master wurde deshalb flexibilisiert: Es gibt zahlreiche Wahlmöglichkeiten und große Themenpools, um das Studium an verschiedene Schularten und daraus resultierende Herausforderungen anzupassen – bestmöglicher Unterricht für Kinder mit wenig Musikerfahrung bis hin zu jungen Musiktalenten in musikalischen Sonderformen. Studierende können eigene Schwerpunkte setzen, je nachdem, was sie beruflich benötigen und in welchen Bereichen sie sich weiterentwickeln möchten.

Die Verkürzung des Studiums komprimiert natürlich einige Inhalte stark, was einerseits die Chance bringt, schulnäher auszubilden, andererseits den früheren „Studium generale“-Gedanken etwas reduziert. Die größte Herausforderung bleibt, dass Studierende sehr früh in den Unterricht gehen, und das möchten wir mit dem überarbeiteten Studienplan so gut wie möglich unterstützen.

Wie reagiert das Studium auf die Pluralität bzw. die Veränderungen am Musikmarkt?

Der Musikmarkt und die musikalische Praxis insgesamt sind heute wesentlich breiter geworden. Es gibt ein enorm vielfältiges Spektrum an musikalischen Ausdrucksformen und Angeboten. Sehr stark entwickelt haben sich im musikpädagogischen Bereich in den letzten Jahren insbesondere inklusive Musikpraxis und Community Music. Auch interkulturelle Perspektiven sind wichtiger geworden: Die musikalischen Ressourcen, die Menschen aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen mitbringen, werden heute viel bewusster genutzt und in Unterricht und Projekte integriert. Das ist ein Bereich, der – auch im Studium – deutlich ausgebaut wurde. Inklusive Musikpädagogik und der Umgang mit heterogenen Gruppen gehören mittlerweile selbstverständlich zur Ausbildung.

Ein weiterer großer Bereich ist die Digitalisierung. Künstliche Intelligenz, neue Musiksoftware und digitale Tools spielen heute im Musikunterricht eine zentrale Rolle und müssen daher auch im Studium abgebildet werden. Wir versuchen hier einen Balanceakt: Einerseits wollen wir Studierende auf neue digitale Entwicklungen vorbereiten, andererseits bleibt das gemeinschaftliche Musizieren – Singen, Spielen, musikalisches Gestalten in der Gruppe – weiterhin ein unverzichtbarer Kern. Ziel ist es, beide Welten zu verbinden und Studierende so auszubilden, dass sie verschiedenste Felder der musikalischen Praxis kompetent bedienen können.

Welche Berufsbilder stehen Absolvent:innen zur Verfügung?

Die Ausbildung ist grundsätzlich sehr divers angelegt, nicht nur für die Schule, sondern auch für wissenschaftlichen Nachwuchs in der Musikpädagogik. All diese Elemente bleiben im Bachelor verankert, damit wir die Breite unseres Berufsfeldes weiterhin abdecken können. Viele Absolvent:innen gehen in die Schulen, aber einige entwickeln sich in Richtung Musikvermittlung – etwa bei Orchestern, Theatern oder Opernhäusern. Darüber hinaus qualifiziert das Studium für wissenschaftliche Tätigkeiten; ein Doktorat ist problemlos anschließbar.

Welchen Vorteil hat eine musikpädagogische Ausbildung am Standort Salzburg, an der Universität Mozarteum?

Am Standort Salzburg profitieren die Studierenden von einem künstlerischen Umfeld auf Weltniveau und einer von Musik geprägten Studierendenstadt. Wir haben ein forschungsbasiertes und wissenschaftsorientiertes Lehrangebot und vereinen alle künstlerischen Disziplinen an einer Universität. Die Musikpädagogik ist z.B. eng mit den Studien Kunst und Gestaltung sowie Technik und Design vernetzt, was interdisziplinäres Arbeiten ermöglicht. Außerdem kooperieren wir eng mit der Pädagogischen Hochschule Salzburg, sodass ein umfassendes Gesamtangebot entsteht. Die (musik-)pädagogische Ausbildung in Österreich ist zudem in vier Cluster eingeteilt, in „unserem“ Cluster Mitte haben Salzburg und Linz gemeinsam den Studienplan entwickelt und alle Lehramtsfächer können am Standort Salzburg kombiniert werden. Grundsätzlich können Studierende auch Lehrveranstaltungen in Linz besuchen, was punktuell genutzt wird.

Welche Möglichkeiten haben Studierende an der Universität Mozarteum konkret, sich während des Studiums künstlerisch oder praktisch auszuprobieren - Stichwort „Open Stage“?

Wir haben ein breites Chorangebot, es gibt Bands und Ensembles, Angebote im Bereich Volksmusik, Popularmusik sowie Musikvermittlung im Rahmen der Moz-Art-Zone und die Möglichkeit, an öffentlichen Konzertformaten mitzuwirken. Grundsätzlich ist es die Idee, uns von klassischen Abschlussprüfungen hin zu künstlerischen Abschlüssen zu entwickeln, d.h. der Abschluss ist dann eine öffentliche Performance oder ein Konzert. Im Popularmusikbereich wird das bereits zunehmend gemacht und Studierende organisieren Konzerte im Jazzit oder im Rockhouse. Und wir entwickeln zudem neue Masterangebote wie „Kinder- und Jugendchorleitung“, was zusätzliche Berufsfelder schaffen wird. Und: Für Musiklehrkräfte besteht in den nächsten zehn Jahren eine de facto Jobgarantie. Der Bedarf ist enorm.


(Ersterschienen in den Uni-Nachrichten / Salzburger Nachrichten am 13.12.2025)

  • 10.4.—11.4.2026
    Workshops zur Zulassungsprüfung für die Lehramtsstudien Musik, Instrumentalmusik sowie zu IGP
    In diesem Workshop können sich Studieninteressierte umfassend auf die Zulassungsprüfungen für die Lehramtstudien Musik und Instrumentalmusik sowie für IGP des Departments Musikpädagogik Salzburg vorbereiten. Anmeldung bis 24.3.2026 unter bit.ly/AnmeldungWorkshops2026
  • 3.6.2026
    18:00 Uhr
    Musiktheorie Online-Fragestunden
    In dieser Online-Fragestunde können sich Studieninteressierte umfassend zur Zulassungsprüfung in Musiktheorie für die Lehramtstudien Musik und Instrumentalmusik sowie für IGP des Departments Musikpädagogik Salzburg informieren. Anmeldung unter: bit.ly/AnmeldungMusiktheorie2026
  • 17.6.2026
    18:00 Uhr
    Musiktheorie Online-Fragestunden
    In dieser Online-Fragestunde können sich Studieninteressierte umfassend zur Zulassungsprüfung in Musiktheorie für die Lehramtstudien Musik und Instrumentalmusik sowie für IGP des Departments Musikpädagogik Salzburg informieren. Anmeldung unter: bit.ly/AnmeldungMusiktheorie2026

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