Dissertation:
Robert Schumanns Düsseldorfer Klavierwerke. Kontinuität und Wandel ihrer Rezeption
Robert Schumanns Schaffen in Düsseldorf war geprägt von seiner Tätigkeit als Städtischer Musikdirektor, so dass vornehmlich Orchester- und Chorwerke größerer Dimension entstanden. Er komponierte aber auch zweihändige Klavierwerke, die lange im Schatten der frühen Kompositionen für Klavier standen und erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zögerlich und nur zum Teil Eingang in das Bühnenrepertoire fanden. Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Werke aus der letzten Schaffensphase überwiegend unter dem Stigma von Schumanns psychischer Erkrankung subsumiert wurden. Die verringerte Rezeption und die Annahme, diese Werke seien von geringerer Qualität, vermeintlich erklärt mit dem genannten Stigma einer „Krankheit“, führten zu ihrer weitgehenden Nichtbeachtung durch die Musikwissenschaft. Die politische Vereinnahmung des Violinkonzerts in d-Moll WoO1 – ausgerechnet durch die Nationalsozialisten – zeigt jedoch, dass es abseits des „Stigmas des Spätwerks“ wesentliche Rezeptionseinflüsse durch die Instrumentalisierung Schumanns gab, deren wissenschaftliche Aufarbeitung noch aussteht. Eine Auswertung von Fach- und Tagespresse sowie der Forschungsliteratur bis 1956 soll Kontinuitäten und Veränderungen der Rezeption der Düsseldorfer Klavierwerke nachzeichnen. Ziel ist die Offenlegung zugrundeliegender Ursachen für den Wandel des Schumann-Bildes. Der Untersuchungszeitraum vom Zeitpunkt der Komposition bis zum Schumannjahr 1956 ermöglicht eine Betrachtung der Rezeption in verschiedenen politischen Systemen bis in die Zeit nach dem NS-Regime, um Rückschlüsse auf sogar politisch behaftete Rezeptionsformen zu gewinnen.
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Johannes Moser studierte die Fächer Musikerziehung und Klassische Philologie auf Lehramt an der Universität Mozarteum Salzburg (Department für Musikpädagogik Innsbruck) und an der Universität Innsbruck (2013-2020). Ab 2016 studierte er zusätzlich Instrumental- und Gesangspädagogik im Bachelorstudium mit dem Zentralen Künstlerischen Fach Klavier in Innsbruck, das Masterstudium absolvierte er bei Herrn Prof. Claudius Tanski an der Universität Mozarteum Salzburg. Seit 2024 promoviert er ebenda im musikwissenschaftlichen Doktoratsstudium bei Frau Prof.in Dr.in phil. habil. Yvonne Wasserloos M.A. zum Thema „Robert Schumanns Düsseldorfer Klavierwerke. Kontinuität und Wandel ihrer Rezeption“.
Derzeit unterrichtet er die Fächer Klavier und Latein im gymnasialen Schuldienst in Salzburg. Neben gelegentlicher Konzerttätigkeit als Solist arbeitet er als Liedbegleiter und Korrepetitor.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Rezeption von Musik in gesellschaftlich-politischen Kontexten sowie der Diskurs über „deutsche“ und „entartete“ Musik im Nationalsozialismus.