Particles - Über die immersive Macht der Musik

Mo. 15.5.2023
Vortrag
Eintritt frei!

Immersion als sinnliches Moment des Erlebens von Musik: Yvonne Wasserloos, seit dem Wintersemester 2022/2023 Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Mozarteum, befragt in ihrer Antrittsvorlesung diesen Prozess in seinem Spannungsverhältnis zum Potenzial der Musik, als kritisch-reflexiver Spiegel von Gegenwart und Geschichte zu wirken.

„Here I am, floating in emerald Sea” – die Textzeile aus einem Werk des isländischen Komponisten Ólafur Arnalds verweist auf einen immersiven Moment. Die Immersion, als sinnlich-emotionales Erleben der Künste bzw. der Musik bis hin zum (Selbst-)Vergessen, scheint sich in jüngster Zeit verstärkt bei Hörer*innen durchzusetzen.

Insbesondere die Musikgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weist das Streben nach einer an rationalen Parametern des Komponierens und Hörens orientierten Musikästhetik auf. Ziel war, den Grad der Emotionalisierungen durch Musik einzudämmen oder gar zurückzuweisen. Das Partikel kann als die kleinste Einheit eines Ganzen nicht unbedingt über die Sinne wahrgenommen werden, bietet aber einen Zugang zur ästhetischen Grundlage der Immersions-Macht der Musik. Es zeigt sich z.B. in Stille, Wiederholungen, langsamen Entwicklungsprozessen mit der Dehnung von Zeit. Immersion und Transzendenz erwirken zusammen für die Hörer*innen einen möglichen Augenblick von Eskapismus. Dies erscheint besonders durch die ständige Präsenz von Musik in der Umgebung und im Alltag gegeben zu sein.

Als Konsequenz ist auch der Missbrauch dieser für einen Augenblick erfolgenden emotionalisierten „Verwandlung“ der Rezipient*innen durch politisch agierende Szenen zu antidemokratischen Zwecken zu beleuchten.

Yvonne Wasserloos