Tragedia lirica von Vincenzo Bellini
Libretto von Felice Romani
„Du wirst ohne Puls, kalt wie Eis daliegen. Sie werden dir ihre Verwandten und Ärzte rufen, – und kurz, jedermann wird dich für tot ansehen, so dass man sich wird genötigt fühlen, dich am Abende in der Familiengruft beizusetzen.“
- Matteo Bandello
Die blutige Feindschaft der beiden führenden Familien – der Capuleti und der Montecchi – macht die Liebe von Giulietta und Romeo unmöglich und endet im tragischen Tod der jungen Liebenden. Ausstatterin Laura Trilsam erweiterte die Bühne in den Zuschauerraum und schuf mit miteinander verbundenen Podien ein beengendes und klaustrophobisches Spielfeld, das den Krieg der beiden Familien direkt ins Publikum brachte. Ohne historische Waffen oder moderne Requisiten war das Setting bewusst nüchtern gehalten. Vincenzo Bellinis sechste Oper, die er 1830 innerhalb von nur sechs Wochen für das Teatro la Fenice in Venedig erschuf, fußt auf denselben literarischen Quellen, die auch Shakespeare für seine Liebestragödie Romeo and Juliet verwandte und deren Handlungsort das Verona im 13. Jahrhundert ist. Bellini findet für die Tragödie Melodien von jenseitig anmutender Schönheit und schafft eine Atmosphäre dunkel-romantischer Transzendenz: Regisseur Alexander von Pfeil zeichnete Giulietta als junge Frau, die von den Mechanismen männlicher Machtspiele zermalmt wird. Sie ist nicht nur Opfer der politischen Intrigen, sondern auch physischer Gewalt, sogar durch ihren geliebten Romeo. Von Pfeil inszenierte diese Dynamik mit großer Präzision, ohne die Sänger*innen in ihrer musikalischen Performance zu beeinträchtigen. Diese danken es ihm mit stimmlichen Höchstleistungen.
Gernot Sahler dirigierte das Kammerorchester der Universität Mozarteum in einer reduzierten Fassung von Francis Griffin. Mit klanglicher Präzision und großer Sensibilität unterstützte das Orchester die dramatische Intensität des Geschehens. Herausragend: die Soli von Horn, Flöte und Klarinette, die zauberhafte Klangmomente inmitten des düsteren Treibens schufen. Der Chor, bestehend aus Studierenden der Universität Mozarteum, ergänzte die Inszenierung mit klaren und präzisen Stimmen, die den vielschichtigen emotionalen Spannungsbogen der Oper unterstrichen.