Mozart, Bernhard und die Vögel

25.03.2024
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© Michael Klimt

„Sehr zufrieden“ zeigte sich der Berliner Komponist Frank Schwemmer nach der Uraufführung seines neuen Stücks „mein Wort mein Glück mein Weinen“ am 9. März 2024 im Großen Saal der Stiftung Mozarteum. 

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      Mozart und Schwemmer

Die vier jungen Solist*innen Laura Obermair (Sopran), Olaia Lamata Ezcurdia (Alt), Lucas Pellbäck (Tenor) und Xiaofei Liu (Bass), der Mozarteum UniChor, das Akademieorchester der Universität Mozarteum sowie der Dirigent und Widmungsträger der Partitur Jörn Andresen hatten dieses Auftragswerks der Universität Mozarteum im Rahmen des Mozart:Forum 2024 am 9. März vor nahezu ausverkauften Reihen aus der Taufe gehoben.

© Michael Klimt

„mein Wort mein Glück mein Weinen“


Frank Schwemmer (geb. 1961) gilt als Spezialist für singbare zeitgenössische Chormusik. Warum das so ist, erklärt sich aus seiner außergewöhnlichen Biografie: In beiden Feldern, sowohl als Komponist wie auch als Sänger, ist Schwemmer ausgebildet und künstlerisch aktiv. Als Mitglied in Ensembles wie dem Vokalconsort Berlin, dem Ars-Nova-Ensemble, dem Chor der Deutschen Oper Berlin sowie als Solist der Taschenoper Lübeck ist Schwemmer in seiner Gesangskarriere mit Vokalmusik aller Epochen in Berührung gekommen. Als Komponist sieht er sich selbst außerhalb einer experimentellen Avantgarde stehend und verweist als Inspirationsquellen auf die romantische Chormusik eines Felix Mendelssohn-Bartholdy oder Johannes Brahms wie auf die Klangflächenkompositionen eines György Ligeti.

In seinem für Salzburg komponierten Werk „mein Wort mein Glück mein Weinen“ stellte Schwemmer vor diesem ästhetischen Hintergrund eine Verbindung zwischen Mozarts Requiem und den titelgebenden Texten des Schriftstellers Thomas Bernhard her. Motive aus dem Kyrie, dem Dies irae, dem Recordare u.a. wurden von Schwemmer zum Teil direkt zitiert, zum Teil aus dem Zusammenhang isoliert und umgewandelt. Geschickt gestaltet waren jeweils die Übergänge von einer in die andere Komposition, etwa wenn der Rhythmus des Lacrymosa im Orchester leitmotivisch auftaucht oder ein liegendes „d“ am Ende direkt in die Choralmelodie „Komm o Tod, du Schlafes Bruder“ führt. Für klangliche Überraschungsmomente sorgte die Zuspielung eines Kanarienvogelgesangs – beide, Mozart und Bernhard waren Vogelliebhaber – sowie die Imitation einer Glasharmonika durch das mit einem Kontrabassbogen gestrichene Vibraphon - für Schwemmer Symbol von Jenseitigkeit und Vergänglichkeit.

Angesprochen auf die Qualität der Aufführung lobte Frank Schwemmer, der bereits mehrfach auch bei Produktionen der Salzburger Festspiele beteiligt gewesen war, die gespannte Atmosphäre während der Uraufführung sowie die kreative Energie der jungen MusikerInnen. Diese müsse man auch in Zukunft weiter fordern und fördern. Für ein derart wertvollen „pädagogischen Ertrag“ nimmt Schwemmer auch gerne in Kauf, dass sein jüngster Mozart-Kommentar ohne Mozarts Originalkomposition eigentlich nicht zu denken und aufzuführen ist.

Die ambitionierte Konzertschiene im Chorsektor des Mozarteums läuft im Mai und Juni ungebremst weiter. Für Freitag, 24. Mai ist um 20.00 bei freiem Eintritt ein gemischtes Programm aus Giovanni Gabrieli und zeitgenössischen Werken in der Kollegienkirche unter dem Titel "HumaNature" angesetzt. Tags darauf, am Sonntag, 25. Mai findet um 16.00 im Domquartier Salzburg ein Konzert mit Offertorien des früheren Salzburger Domkapellmeisters Andreas Hofer (1628/29-1684) statt. Diesem wiederzuentdeckenden Monteverdi-Zeitgenossen widmet das Mozarteum am 4. Juli dann auch ein eigenes Symposium im Rittersaal der Residenz.

Ausblick

  • 8.4.—30.4.2024
    Studienkonzerte April 2024
    Studienkonzerte (oder auch „Klassenabende“) sind Konzerte, bei denen Studierende der Universität Mozarteum auf der Bühne stehen. Sie werden entweder im Rahmen von Lehrveranstaltungen oder von den jeweiligen Departments organisiert – und sind bei freiem Eintritt zu erleben.
    Studienkonzert
    · Eintritt frei!
  • 3.5.—31.5.2024
    Studienkonzerte Mai 2024
    Studienkonzerte (oder auch „Klassenabende“) sind Konzerte, bei denen Studierende der Universität Mozarteum auf der Bühne stehen. Sie werden entweder im Rahmen von Lehrveranstaltungen oder von den jeweiligen Departments organisiert – und sind bei freiem Eintritt zu erleben.
    Studienkonzert
    · Eintritt frei!
  • 3.5.2024
    19:00 Uhr
    Frühlingsopfer: Die Ver sacrum-Motetten von Andreas Hofer
    (Ort: Stiftskirche Stuttgart, im Rahmen der „Stunde der Kirchenmusik") Der Komponist Andreas Hofer war Vorgänger von Heinrich Ignaz Franz von Biber als Hofkapellmeister am Salzburger Dom. In dieser Funktion gab Hofer auch eine Sammlung von Offertorien für festliche Anlässe des Kirchenjahres heraus.
    Konzert
  • 4.5.2024
    Frühlingsopfer: Die Ver sacrum-Motetten von Andreas Hofer
    (Ort: Füssen, im Rahmen der Füssener Festtage Alter Musik) Der Komponist Andreas Hofer war Vorgänger von Heinrich Ignaz Franz von Biber als Hofkapellmeister am Salzburger Dom. In dieser Funktion gab Hofer auch eine Sammlung von Offertorien für festliche Anlässe des Kirchenjahres heraus.
    Konzert
  • 24.5.2024
    20:00 Uhr
    Kollegienkirche
    humaNature
    Die Salzburger Kollegienkirche bildet den Rahmen für eine Stunde mit überwiegend zeitgenössischer Chormusik unter der künstlerischen Leitung von Jörn Andresen zum Thema „Mensch und Natur“, mit Werken von Giovanni Gabrieli, Jan Sandström u.a.
    Konzert
    · Eintritt frei!