Kunst und Design zeitgemäß vermitteln

15.12.2025
News

Die interdisziplinären Lehramtstudien mit den Unterrichtsfächern Kunst & Gestaltung und Technik & Design haben nicht nur neue Namen, sondern auch inhaltlich eine neue Ausrichtung erhalten.

Künstlerisch-gestalterisch tätig zu sein und gleichzeitig einen sicheren Arbeitsplatz zu haben schließen einander nicht aus. Ganz im Gegenteil. Die Lehramtstudien Kunst und Gestaltung sowie Technik und Design am Department für Bildende Künste und Gestaltung der Universität Mozarteum sind der lebende Beweis dafür. Wer hier studiert, taucht tief in die Welt künstlerischer Selbstfindung und Praxis ein und wird gleichzeitig pädagogisch ausgebildet. Die zukünftige Ausrichtung eröffnet zudem neue Chancen: „Ich erhoffe mir durch das neue Curriculum, dass sich mehr Personen für das tolle und interessante Fach Kunst und Gestaltung entscheiden, und ich mit der Verkürzung des Studiums das Zweitfach besser mit Kunst und Gestaltung unter einen Hut bringen kann“, wie es die Studierende Dajana Martin hoffnungsvoll beschreibt.

Im Herbst 2026 wird ein neues Curriculum sowohl für das Bachelorstudium als auch für das Masterstudium „Lehramt Sekundarstufe (Allgemeinbildung) Entwicklungsverbund Cluster Mitte“ in Kraft treten. So sperrig die Begrifflichkeiten auch klingen, geht es doch um die Anpassung des Studienplans für künftige Lehrkräfte an aktuelle Bedürfnisse und Herausforderungen. Gesellschaftsrelevante Themen wie Diversität, Inklusion, Gender, Demokratie, Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Medienkompetenz, Globalisierung und Mobilität werden entsprechenden Raum finden und für Querschnittkompetenzen sorgen. So stehen beispielsweise das kritische Hinterfragen von Themen wie Nachhaltigkeit und Ressourcenumgang genauso wie das Nachdenken darüber, wie wir Zukunft gestalten und unsere Umwelt bewusst mitprägen können, im Mittelpunkt des Studienfachs Technik und Design. „Ich finde es erfreulich, dass es nun Lehrveranstaltungen zum Thema Inklusion gibt. Dadurch wird das Studium praxisnäher und zukünftige Lehrpersonen werden darin bestärkt, Heterogenität als Chance zu begreifen und ein inklusives Mindset zu entwickeln“, wie Felix Breitfuß, Studierender im 9. Semester überzeugt ist. Im Studienfach Kunst und Gestaltung wiederum werden neu konzipierte Lehrveranstaltungen dezidiert interdisziplinär die Bereiche Kunstpraxis, Fachwissenschaften und Fachdidaktik verbinden. Deutsch als Zweitsprache, sprachliche Bildung und inklusive Pädagogik gehören ab Herbst 2026 auch zu den verpflichtenden Unterrichtsinhalten.

Eine der wesentlichen Neuerungen der neuen Studienpläne ist die Verkürzung des Bachelorstudiums von vier auf drei Jahre. Damit können zukünftige Pädagog:innen rascher praktische Erfahrungen sammeln – sowohl im Rahmen von Praktika an Schulen als auch im direkten Berufseinstieg. In den ersten Jahren des Studiums wird daher auch ein größerer Schwerpunkt auf die Fachdidaktik, also auf das pädagogische Handwerkzeug gelegt, um die jungen Lehrkräfte möglichst gut auf Ihre Tätigkeit vorzubereiten. Im Gegenzug wandern einige fachwissenschaftliche und künstlerisch-gestalterische Lehrinhalte in das Masterstudium, das weiterhin vier Semester dauern wird.

Da ich den Bachelor voraussichtlich noch vor der Curriculum-Umstellung abschließen werde, betrifft mich die Neuerung erst im Master. Die Anrechnungsmöglichkeiten geben mir aber die Möglichkeit, schon früher in den Beruf einzusteigen. Allgemein fällt mir auf, dass das neue Curriculum praxisorientierter gestaltet wurde, was bestimmt ein Vorteil ist“, wie Jennifer Klein resümiert.

Die „Lehrer:innenausbildung“ wird in Österreich in vier sogenannten Clustern geregelt. Sechs Universitäten und vier Pädagogische Hochschulen in Oberösterreich und Salzburg bieten unter dem Namen „Entwicklungsverbund Cluster Mitte“ gemeinsam eine Ausbildung im Rahmen eines Studienplans/Curriculums für die „Sekundarstufe Allgemeinbildung“ an. An der Universität Mozarteum werden neben Kunst & Gestaltung sowie Technik & Design auch Musik sowie Instrumentalmusik als Lehramtsstudien angeboten.

Die Ausbildung am Department für Bildende Künste und Gestaltung an sich ist keineswegs neu am Mozarteum und blickt auf eine bald 50-jährige Tradition zurück. Es ist ein kleiner, feiner Rahmen mit zahlreichen hervorragend ausgestatteten Werkstätten, der ein fast schon familiäres Klima schafft, mit großer Durchlässigkeit und Zugänglichkeit zwischen den Klassen der Bildhauerei, Fotografie, Grafik und Malerei sowie des technischen und textilen Designs.

„Was mir besonders gut gefällt, ist die individuelle Förderung, speziell, was den praktischen Bereich betrifft“, so die Studierende Jennifer Klein. Felix Breitfuß ergänzt: „Ich schätze mein Studium sehr, weil es die Möglichkeit bietet, einen Einblick in die unterschiedlichsten gestalterischen Bereiche zu bekommen. Vom Webstuhl über die Töpferdrehscheibe bis hin zum Schweißgerät kann man in eine faszinierende Welt eintauchen, in der man eigene Schwerpunkte setzt und neben didaktischen Fähigkeiten auch eine eigene Gestaltungspraxis entwickeln kann.“

Zudem trägt das neue Curriculum einer bereits seit längerem bestehenden Forderung Rechnung: Mehr Interdisziplinarität und die Verknüpfung und Abstimmung der Lehrbereiche „Kunst/Designpraxis“, „Fachdidaktik“ und „Fachwissenschaften“. „Kreativität bedeutet, Probleme zu lösen. In einer Zeit mit multiplen Krisen ist es wichtiger denn je, dass Studierende lernen, kreativ mit Problemen umzugehen und mit Fantasie und Visionen auf Fragestellungen zu reagieren. Insbesondere die inneruniversitäre Anbindung an und der Austausch mit anderen gestalterisch-künstlerisch sowie darstellend-performativ ausgerichteten Studienfächern an der Universität Mozarteum trägt zur Findung transdisziplinärer Lösungen positiv bei. Dem Fach Technik und Design liegt ein Entwerfen zu Grunde, dass Studierende und – später durch sie – Schüler:innen dazu ermächtigt, die Welt mitzugestalten“, wie Corina Forthuber, Univ.-Prof.in für Technik und Design bekräftigt.

„Mir gefällt besonders gut, dass man sich in seiner eigenen künstlerischen Haltung weiterentwickeln und in verschiedenen Disziplinen vertiefen und spezialisieren kann. Mit Kommiliton:innen künstlerisch austauschen und somit auch seine eigene Perspektive erweitern kann“, wie die Studierende Dajana Martin erzählt.

Bernhard Gwiggner, bildender Künstler, Vorsitzender der Curricularkommission und A.o.Univ.-Prof. für Bildhauerei formuliert die Begeisterung für sein Fach so: „Es hat Selbstverwirklichungspotential und spricht Studierende in ihrem Sein mit ihrem kreativen Potenzial und Wesen sehr direkt an und das ist schon eine sehr besondere Qualität.“ Das Studium bietet einen umfassenden Blick in die gesamte visuelle Welt und ermöglicht intensive, zeitgemäße Welt- bzw. Selbsterfahrungen und somit bewusstseinsbildende Horizonterweiterungen. „Das gebotene Spektrum ist mit Bildhauerei-, Foto-, Grafik- und Malereiateliers als auch Metall-, Holz-, Gips-, Keramik- und Papierwerkstätten sowie Schneiderei, Textildruckerei, Weberei, Färberei, digitalem Fotostudio sowie Computer- und Drucklaboren inklusive 3D-Druck sehr breit“, wie Gwiggner weiter ausführt. Einzel- und Kleingruppenunterricht, erstklassige Ausstattung der Werkstätten und großzügige Ateliers, Kooperationen mit regionalen Kulturanbietern, Exkursionen, viele Auftritts- und Ausstellungs­möglichkeiten sowie zahlreiche Veranstaltungen bieten ein modernes Lernumfeld, in dem Visionen und Möglichkeitsräume Gestalt annehmen.


(Ersterschienen in den Uni-Nachrichten / Salzburger Nachrichten am 13.12.2025)

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