In memoriam Reinhart von Gutzeit

Mit großer Trauer nimmt die Universität Mozarteum Salzburg Abschied von ihrem Altrektor Univ.-Prof. Reinhart von Gutzeit, der am 11. Juli 2025 nach schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in Luzern verstorben ist.
18.2.1947–11.7.2025
Ein Leben für Musik, Theater, Schauspiel, Kunst und Bildung
Reinhart von Gutzeit wurde in Berlin geboren, besuchte die Jugendmusikschule Düsseldorf und absolvierte sein Schulmusikstudium an der Musikhochschule Köln sowie ein Germanistikstudium in Düsseldorf, Köln und Freiburg. Nach seiner Habilitation wurde er zum Universitätsprofessor für Musikpädagogik und Musikvermittlung ernannt.
Von 1967 bis 1995 prägte er als Lehrer für Violine, Viola und Dirigieren Generationen junger Musikerinnen und Musiker, von denen viele bedeutende Karrieren einschlugen. Als Vater von fünf Kindern und engagierter Musikpädagoge leitete er die Musikschule Bochum, eine der größten Deutschlands, und war in zahlreichen führenden Positionen der Musikschul- und Musikpädagogiklandschaft tätig.
Er war Vorsitzender des Verbandes deutscher Musikschulen, Mitglied im Präsidium des Deutschen Musikrats, der Europäischen Musikschulunion und Kurator des Instituts für Begabungsforschung und Begabtenförderung in der Musik. Als Begründer und Herausgeber der Zeitschrift „Üben & Musizieren“ setzte er neue Impulse in der Instrumentalpädagogik. Für seinen Beitrag „Europa und die Musik“ wurde er 1985 mit dem Journalistenpreis des Europarats ausgezeichnet.
Über ein Vierteljahrhundert verantwortete er den Wettbewerb „Jugend musiziert“ und entwickelte ihn maßgeblich weiter. Als Vorsitzender von Expertenkommissionen gestaltete er die Neuordnung der Musikhochschulen in Nordrhein-Westfalen und Bayern.
Wegbereiter und Gestalter in Österreich
Von 1995 bis 2004 leitete Reinhart von Gutzeit als Direktor das Bruckner-Konservatorium Linz und führte es zur Akkreditierung als Anton Bruckner Privatuniversität, deren Rektor er von 2004 bis 2006 war.
Als Rektor der Universität Mozarteum Salzburg (2006–2014) setzte er entscheidende Akzente für die Entwicklung der Hochschule:
- Eröffnung neuer Standorte: darunter das Hauptgebäude am Mirabellplatz, das Theatrum, das KunstWerk und das Theater im KunstQuartier.
- Gründung neuer Institute und weiterer Einrichtungen: wie das Sándor-Végh-Institut für Kammermusik und der KunstARCHIVRaum.
- Initiierung und Förderung musikalischer Veranstaltungsreihen: u.a. „HerbstTöne“, „KlangReisen“, „MozClassic Benefizakademie“ und das „Salzburger Kammermusikfestival“ sowie Klavierzyklen - damals von Peter Lang und von Herbert Schuch
- Ermöglichung der ersten Promotion Sub Auspiciis an der Universität Mozarteum.
- Mitgründung der Salzburger Hochschulkonferenz und Gastgeber bedeutender nationaler und internationaler Kongresse.
- Neuausrichtung und Stärkung des Departments Schauspiel, Regie, Applied Theater: Unter seiner Leitung wurde das Department maßgeblich neu ausgerichtet und entwickelte sich zu einem der führenden Theaterdepartments im deutschsprachigen Raum. Die Gründung des Thomas Bernhard Instituts als Namensgebung geht auf seine Initiative zurück.
- Förderung der Multidisziplinarität: Reinhart von Gutzeit hatte stets die Vielfalt der Künste im Blick und setzte sich dafür ein, dass das Mozarteum als Universität für Musik, Theater, Schauspiel und bildende Kunst wahrgenommen wird.
- Stärkung des Instituts für Alte Musik: In der Amtszeit von Reinhart von Gutzeit wurden neue Fächer wie Barockvioline, Barockcello, Traversflöte, Barockgesang, Stilkunde und Aufführungspraxis eingeführt; ebenso initiierte er die „Barocknacht“, die seither fester Bestandteil des Veranstaltungsreigen der Universität Mozarteum Salzburg ist.
Von 2014 bis 2024 war er Präsidiumsmitglied der Internationalen Stiftung Mozarteum und wurde 2025 zum Ehrenmitglied ernannt. Als Präsident der Salzburg Biennale (2009–2014) prägte er das Festival für Neue Musik nachhaltig.
Auszeichnungen und bleibende Werte
Sein Wirken wurde mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt, darunter das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland (1997), das Goldene Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich (2006), die Carl-Orff-Medaille des Bayerischen Musikschulverbandes (2010) und das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland (2019).
Reinhart von Gutzeit war ein Mensch von beeindruckender Integrität, mit großem Herz, Verstand und Humor. Er glaubte an Musik als universelle Sprache, setzte sich für die Pflege des musikalischen Erbes, für Vielfalt und die Förderung zeitgenössischer Ausdrucksformen ein. Sein Wirken hat das Leben unzähliger Menschen bereichert und Generationen von Musiker*innen inspiriert.
Viele, die mit ihm arbeiteten, erinnern sich an seine integrative Persönlichkeit, sein Wohlwollen, seine Klugheit und seine Fähigkeit, Wege zu ebnen und Menschen zu fördern. Er bleibt uns als großes Vorbild und als Teil unserer Gemeinschaft erhalten.
Abschied und Gedenken
Das Begräbnis findet im engsten Familienkreis statt. Die Gedenkfeier zu Ehren von Reinhart von Gutzeit wird an seiner früheren Wirkungsstätte, der Universität Mozarteum Salzburg, stattfinden:
Sonntag, 16. November 2025, 15:00 Uhr
Solitär, Universität Mozarteum Salzburg
Mirabellplatz 1, 5020 Salzburg
Wir werden ihn in ehrender und dankbarer Erinnerung behalten.
Gedanken zu Reinhart von Gutzeit
„Reinhart von Gutzeits Stimme wird noch lange und vielerorts nachklingen. Sein freundliches Wort überwand Grenzen von Institutionen und künstlerischen Positionen, ermutigte zu Dialog und ebnete neue Wege. Konsequent verstand er es, wichtige Anliegen und zukunftsweisende Impulse auch institutionell weiterzudenken. Bildung war für ihn eine Herzensangelegenheit, ein verbindendes Moment über Generationen, gesellschaftliche Gruppierungen und Kulturen hinweg, der Schlüssel zu Menschlichkeit, Vielfalt und einer friedvollen Zukunft. Mit großem Dank bleiben wir ihm verbunden.“
Rektorin Prof.in Elisabeth Gutjahr
„Reinhart von Gutzeit war eine herausragende Persönlichkeit. Sein Wirken war geprägt von Respekt, Integrität und einer besonderen Wertschätzung gegenüber den Menschen, denen er begegnete. Als Rektor der Universität Mozarteum schuf er ein Klima des Vertrauens und förderte die individuelle Entfaltung aller. Sein Lebenswerk bleibt uns ein Vorbild für verantwortungsvolle Führung und die nachhaltige Gestaltung einer lebendigen universitären Gemeinschaft. Wir werden Reinhart von Gutzeit in anerkennender und tiefer Erinnerung bewahren.“
Vizerektor O.Univ.-Prof. Mag. Hannfried Lucke
„Reinhart von Gutzeits Stimme wird fehlen. Wir trauern um einen außerordentlich großmütigen Menschen mit feinem Humor, der über einen ausgeprägten Möglichkeitssinn verfügte. Er war ein unermüdlicher immer neugieriger Ermutiger und tatkräftiger Unterstützer, der mit seinem besonderen kommunikativen Talent und seiner Integrationsfähigkeit die Universität Mozarteum nachhaltig geprägt und entwickelt hat.“
Senatsvorsitzender Univ.-Prof. Christoph Lepschy
„Reinhart von Gutzeit war Humanist im besten Sinne des Wortes. Die Würde des Menschen und die Liebe zu den Menschen leiteten ihn. Selbst begabt mit vielen Talenten und mit feinsinnigem Humor verzieh er menschliche Schwächen und förderte die Stärken. Er holte die beste Version seines Gegenübers zum Vorschein. Dies tat er als Rektor ebenso wie als persönlicher Wegbegleiter. Reinhart hatte und schuf Vertrauen. Er sorgte mit viel Intellekt und heiterer Gelassenheit für alle, die ihm anvertraut waren und ließ alles um ihn wachsen und gedeihen. Sein immenses Lebenswerk war Ergebnis dieser Haltung. Die gemeinsame Zeit am Mozarteum ist unvergessen. Seine Verdienste bleiben ebenso wie seine Menschenliebe als Vorbild und Humus für uns alle. Ruhe in Frieden, lieber Reinhart.“
Rektorin der Kunstuniversität Linz Mag.a Brigitte Hütter, MSc,
ehemalige Vizerektorin in der Amtszeit von Rektor von Gutzeit
„Reinhart von Gutzeit war ein ganz wichtiger Mensch in meinem Leben. Ich habe ihn bewundert und in den gemeinsamen Jahren im Rektorat enorm viel von ihm gelernt. Jede seiner Entscheidungen war wohl überlegt, immer menschlich und der Sache dienend. Ich vermisse ihn als einen väterlichen Freund.“
O.Univ.-Prof. Lukas Hagen,
ehemaliger Vizerektor in der Amtszeit von Rektor von Gutzeit
„Die Rektoratszeit Reinhart von Gutzeit bedeutet für die Universität Mozarteum eine Ära institutioneller Aufbrüche und eines von hohen Werten getragenen, ausgeprägt kommunikativen Leitungsstils. Er motivierte uns, initiativ und 'groß' zu denken. Bei Begegnungen wurde deutlich, wie es gelingen kann, Positionen klug zu argumentieren, zugleich mit hellwachem Geist, Charme und Humor weitere Gesichtspunkte zu bedenken. Reinhart von Gutzeit ist nun gegangen, sein Vermächtnis weist in die Zukunft.“
A.o. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Gratzer,
ehemaliger Vizerektor in der Amtszeit von Rektor von Gutzeit
„Reinhart von Gutzeit war ein außergewöhnlicher Mensch und ein visionärer Leiter, dessen feinsinniger und aufrichtiger Umgang mit Menschen das Mozarteum in besonderer Weise geprägt hat. Ich bin ihm auch zutiefst dankbar für seine weitsichtige Unterstützung und das Vertrauen, mit dem er den Aufbau des Instituts und später der Abteilung für Alte Musik ermöglicht hat. Sein Vermächtnis lebt in all jenen weiter, die durch seine Großzügigkeit und sein offenes Herz inspiriert wurden.“
Univ.-Prof.in Dorothee Oberlinger, Department Alte Musik
„Reinhart von Gutzeit konnte mit seinem warmherzigen, neugierigen Blick Neues entstehen lassen. Mit seiner Offenheit, seinem Respekt und seiner liebevollen Verbindlichkeit vermochte er die unterschiedlichsten Künstler*innen zu verbinden, den Austausch zwischen den Departments zu stärken und es entstanden Kooperationen, die es vorher nicht gegeben hat. Mit seiner Gelassenheit und gleichzeitig großen inneren Autorität führte er unsere Universität und holte immer wieder spannende Künstler*innen ans Haus, denen er vertraute und auf die er baute. Er war ein großes Vorbild für viele von uns. Danke lieber Reinhart.“
Univ.-Prof.in Amélie Niermeyer, Thomas Bernhard Institut