LIMINA 2025: Raumklang

Mi. 26.11.2025
Konzert
LIMINA
Eintritt frei!
Das jährlich stattfindende LIMINA Festival des Instituts für Neue Musik entwickelt Möglichkeiten und Netzwerke für junge Musiker*innen und konzentriert sich auf den Auf- und Ausbau internationaler Beziehungen.
Sieben Uraufführungen erkunden mit den vier Pfeilerorgeln im Kuppelbereich die Raumakustik des Salzburger Domes. Die besonderen Möglichkeiten der vier nach historischen Vorbildern gebauten Orgeln verbinden dabei mit neu komponierter Musik die große Tradition des Ortes mit ungewöhnlichen, der Gegenwärtigkeit verpflichteten Kombinationen und Texturen. Das Projekt wird vom Departement I der Universität Mozarteum und dem Festival Limina veranstaltet.

Programm - Teil 1

Yannai Schrire: Ouroboros
Amélie Undine Schmidt: CORPUS CALLOSUM
Johannes Brömmel: 2
Hugo Daouk: DAS GROSSE FIEPEN

Susanne Kujala, Heilig Geist-Orgel
Maximilian Schnaus, Hof-Orgel
Wolfgang Kogert, Renaissance-Orgel
Ghislain Leroy, Venezianische-Orgel


Programm - Teil 2

Tim Lugstein: an Orguement
Matthias Brandt: Atemhunger
Samuele G. Ferrari: when

Ghislain Leroy, Heilig Geist-Orgel
Wolfgang Kogert, Hof-Orgel
Maximilian Schnaus, Renaissance-Orgel
Susanne Kujala, Venezianische-Orgel


Zu den Werken:

Yannai Schrire – Ouroboros
Der Ouroboros, eine Schlange, die ihren eigenen Schwanz verschlingt, symbolisiert ewige Kontinuität. Er umschließt einen definierten Raum und bildet eine Grenze zwischen dem, was sich innerhalb und außerhalb dessen befindet, eine räumlich-physische Grenze, die ständig fließt. Er ist eine Metapher für den Zusammenbruch der Zeit – eine nichtlineare Zeitlichkeit, die sich vergeblich entwickelt, Anfänge und Enden miteinander verschmilzt, ein konstanter Kreislauf aus Zerfall und Wiederherstellung, der sich ständig verändert und doch statisch bleibt.
Dieses Stück reflektiert diese Ideen und verwendet die vier Orgeln als einen Korpus, das in vier unterteilt ist, und die Zuhörenden umhüllt.


Amélie Undine Schmidt – CORPUS CALLOSUM
Der Corpus Callosum – das „Balkenhirn“ - ist die zentrale Verbindungsbrücke zwischen den beiden Gehirnhälften. Millionen von Nervenfasern koordinieren hier den Austausch von Information, Bewegung, Gefühl und Gedanke - blitzschnell, komplex und lebenswichtig.
In diesem Werk wird die Anatomie zur Klangarchitektur: Vier Orgeln, räumlich voneinander getrennt, treten in ein dialogisches Geflecht, das mal symmetrisch, mal widersprüchlich, mal wie ein einziger großer Impuls klingt. Impulse wandern, antworten sich, überlagern sich - so wie die Signale im Gehirn.
Corpus Callosum ist ein Stück über Verbindung, Trennung und Harmonie - und über die Fähigkeit, aus Vielheit Einheit werden zu lassen.


Johannes Brömmel – 2
Melodien haben haben eine difficult Situationship.


Hugo Daouk – DAS GROSSE FIEPEN
Vier Orgeln fiepen streng im Takt,
als hätt’ ein Uhrwerk sie gepackt.
Die eine fährt, beharrlich, stur,
die andern kippen von der Spur.

Da schießt die Nachtigall nach vorn,
als hätt’ sie Hab und Gut verlor´n.
Ein Pfeifen hier, ein Fiepen dort,
die Figur rast weiter Ort für Ort.

Und wenn die letzte Stimme schweigt,
das große Fiepen weiter treibt.
Tim Lugstein – an Orguement

Glauben, Wahrheit, Realität, Lebenssinn, der Sinn unseres gemeinsamen Daseins. Fragen, welche die Wissenschaft mehr oder weniger nur bedingt beantworten kann, und welche gesellschaftliche Spannungen und Diskussionsbedarf hervorrufen. Kulturelle Hintergründe befeuern Auseinandersetzungen und ein ständiges Wetteifern um das langfristig, womöglich am wenigsten erfüllende Ziel, die eigene Machtposition zu stärken. Ein nachhaltiges Ergebnis lässt sich vermutlich im respektvollen und demütigen Gegenübertreten und der Kompromissbereitschaft finden. Die Realität liegt aber wahrscheinlich darin, dass sich immer unterschiedliche Positionen in einem natürlichen Spannungsverhältnis messen werden.


Matthias Brandt – Atemhunger
"Atemhunger" beschreibt das Gefühl des Erstickens, obwohl man eigentlich noch fähig wäre zu atmen. Orgeln, Instrumente, denen eigentlich die Luft nie ausgeht, werden zu meinem Medium, um zu erforschen, wie die Luft sie verraten kann. Wie kann die Illusion von Atemlosigkeit hergestellt werden, wo Atem eine unendliche Ressource ist?


Samuele G. Ferrari – when
“Zu oder während der Zeit, als;
in dem Moment, als
Kurz nach dem Moment, als
Wann immer, zu jeder Zeit, die
Um wie viel Uhr?
Warum sich Sorgen machen, wenn man nichts ändern kann?
Erinnerst du dich?
Wann und wo?

So in der Art?

Gesteuert durch vier individuelle Klick-Tracks spielen die Musiker*innen ihre Einheiten unabhängig, aber dennoch miteinander verflochten.
Wenn sie im Track ein Signal hören, gehen sie einen Schritt im Stück weiter. Dabei werden sie immer schneller - und das Chaos nimmt seinen Lauf.”