Metamorphosen. Wandel und Verwandlung in und durch Musik im 19. & 20. Jahrhundert

Do. 2.11.2023—Sa. 4.11.2023
Tagung
Eintritt frei!
Illustration zur Tagung Metamorphosen | © Isabella Kubiak

Musik- und kulturgeschichtlicher Wandel unterliegen Ursachen und Auslösern, die ebenso vielfältig wie modifizierbar erscheinen. Dazu zählen gesellschaftliche, individuelle, kulturelle wie politische Initialmomente, die es in ihrer Ausformung und ihrem Nachhall zu untersuchen gilt.

Als eine erste Periode in der neueren Geschichte, die sich besonders durch Beschleunigung und erosionsartige Umbrüche charakterisieren lässt, rücken das 19. und 20. Jahrhundert in den Mittelpunkt. Bedeutet zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Wiener Kongress zunächst ein ebenso reaktionäres wie katalysatorisch wirkendes Moment, so vollzieht sich gerade in diesem Jahrhundert die „Verwandlung der Welt“ (Jürgen Osterhammel), wovon Musik und Musikleben nicht ausgenommen sind. Mobilitäten, internationaler Austausch sowie Annahme und Abgrenzung von der Musikwelt und den Kulturen anderer Länder nehmen zu. Diese Prozesse beeinflussen selbst im Zeitalter der Nationalstaaten die musikalisch-künstlerische Ästhetik. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden infolge von politischen Systemkämpfen, Krieg, Exilerfahrungen sowie Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg andere Parameter wirksam.

Für die beschriebenen Phänomene sind als Teil des Wandels Transfer und Transformation in den Blick zu nehmen. Die Distinktion der beiden Begriffe erwirkt eine Binnendifferenzierung zwischen dem Prozesshaften des Transfers und der (vorläufigen) Abgeschlossenheit der Transformation. In diesem Sinne bezeichnet Transfer (von „transferre“, (hin-)übertragen, übersetzen) die „Aufnahme“ von neuen Ideen, die durch Annahme, Assimilation, Negation oder Modifikation diskutiert werden, woraus etwas Eigenes entstehen kann. Transformation bedeutet die „Umstrukturierung eines bestehenden Systems” (DWDS) hin zu einem vorläufigen Endpunkt der Verwandlung. Geschehen diese Auseinandersetzungen mit dem „Anderen” weitgehend auf selbstgesuchter, freiwilliger Basis, so ist die erzwungene, unfreiwillige Konfrontation mit dem „Fremden” ein weiterer Faktor des Wandels.

Die Tagung möchte diskutieren, was sowohl historische Zäsuren als auch Wandel für musikalische Akteur*innen und die Musik bedeuteten und bedeuten, wenn Transfer und Transformation gleichermaßen negativ wie positiv konnotiert sein und entsprechende Konsequenzen nach sich ziehen können.

Programm:

2.11.2023

  • 15:00-15:10 Uhr: Eröffnung und Grußwort durch Rektorin Elisabeth Gutjahr
     
  • 15:10-15:15 Uhr: Grußwort, Prof.in Dr.in Barbara Dobretsberger, Leiterin des Departments für Musikwissenschaft
     

  • 15:15-15:30 Uhr: Begrüßung und Einführung
    Prof.in Dr.in Yvonne Wasserloos M.A. (Salzburg)

Umformungen

  • 15:30-16:15 Uhr: Prof. Dr. Stefan Keym (Leipzig)
    Transformation durch Zeit und Raum. Überlegungen zu Stilwandel und Kulturtransfer am Beispiel von Sonatensätzen von Haydn bis Debussy
     
  • 16:15-17:00 Uhr: Univ.-Ass.in Mag.a art. Dr.in Bernadeta Czapraga Bakk.art (Salzburg)
    Schuberts Winterreise ohne Worte in Franz Liszt und Leopold Jansa Transkriptionen. Mit einer Fallstudie zum Geigenpädagogen und Komponisten Leopold Jansa
     
  • 19:30 Uhr: Schubert-Transkriptionen und Metamorphosen - Gesprächskonzert mit Bernadeta Czapraga, Isabella Kubiak, Josephina Strößner, Studierenden der Klavierklasse Prof. Andreas Groethuysen und weiteren Mitwirkenden

 

3.11.2023
Ästhetik und Schulen

  • 10:00-10:45 Uhr: Prof.in (stv.) Dr.in Marie Winkelmüller-Urechia (Essen)
    Metamorphosen des tonalen Denkens in Frankreich um 1800
     
  • 10:45-11:30 Uhr: Prof.in Dr.in Juliane Brandes MA (Salzburg)
    Von Hegels Dialektik zur postwagnerischen Alterationsharmonik – Transformation durch kreative Missverständnisse 

11:30-12:00 Uhr: Kaffeepause

  • 12:00-12:45 Uhr: Isabella Kubiak MM MA (Salzburg)
    ,Deutsche‘ Violinschule = ,Französische‘ Violinschule? Louis Spohr und sein Einfluss auf das Violinspiel im 19. Jahrhundert

PAUSE

Kultur(en) und Bedingungen des Wandels

  • 15:00-15:45 Uhr: Prof.in Dr.in Jin-Ah Kim (Seoul/Berlin)
    Transfer und Transformation: Europa und Ostasien
     
  • 16:00-16:45 Uhr: Josephina Strößner (Salzburg)
    „Aus einer alten Stadt”. Resilienz oder Transformation? – Der ostpreußische Komponist und Musikkritiker Otto Besch

16:45-17:15 Uhr: Kaffeepause

  • 17:15-18:00 Uhr: Sean Prieske MA (Weimar)
    Musik und Flucht nach Deutschland. Musikalische Transformationen und Transferprozesse in spätmodernen Diasporen

 

4.11.2023
Ideelle und soziale Bewegungen

  • 9:30-10:15 Uhr: Jakob Uhlig MA (Marburg)
    „...wie ich damals in meiner großen Einsamkeit glaubte“: Ideelle und materielle Transferprozesse bei Fritz Heinrich Klein
     
  • 10:15-11:00 Uhr: Clara Maria Bauer MMag.a art. MA (Wien)
    Die sozialdemokratische Arbeiterbewegung im Symphoniekonzert. Auslöser, Widerstände, Repertoire, Akteur:innen, Nachhall

11:00-11:30 Uhr: Kaffeepause

  • 11:30-12:15 Uhr: Dr. Michael Wedekind (Bremen)
    Zwischen Wandel und Beharrung: Musik in Tirol vom frühen 20. zum beginnenden 21. Jahrhundert
     
  • 12:15-13:00 Uhr: Abschlussdiskussion

 

Konzept & Organisation:
Yvonne Wasserloos, Isabella Kubiak, Josephina Strößner