Kunst & Pädagogik im intensiven Dialog

07.12.2019
Interview
Zwei junge Tänzerinnen | © School of Arts & Education

Zirka 800 der 1800 Mozarteum-Studierenden erhalten eine pädagogische Ausbildung.  Dementsprechend wichtig sind Synergien zwischen den beteiligten Departments, wie sie 2012 durch die School of Music and Arts Education (SOMA) geschaffen wurden.

Hier die Künstlerinnen und Künstler, dort die Lehrerinnen und Lehrer und jeder macht sein eigenes
Ding – genau so soll eine Kunstuniversität für Mozarteum-Professorin Monika Oebelsberger nicht
funktionieren. Die pädagogisch-künstlerische Leiterin der School of Music and Arts Education (SOMA) an der Universität Mozarteum Salzburg hat sich stets für ein gegenseitig befruchtendes Miteinander von  Kunst, Forschung und Lehre eingesetzt. Die SOMA-Gründung im Studienjahr 2012/13 war diesbezüglich ein wichtiger Schritt. 

Was wurde damals mit der Gründung der SOMA bezweckt?

Monika Oebelsberger: Von 1800 Mozarteum-Studierenden sind an die 800 Pädagogik-Studierende – das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Die Grundidee der SOMA war es demzufolge, die pädagogisch-künstlerischen Fächer, die hier am Mozarteum mit zirka 45 Prozent sehr stark vertreten sind, auch nach außen zu repräsentieren. Eine Kunstuniversität, die gute Künstlerinnen und Künstler ausbilden
will und muss, die ein kunstnahes Publikum pflegen will, braucht gute Pädagoginnen und Pädagogen. Unter diesem Aspekt haben wir dann gesagt, wir fassen das in der School of Music and Arts Education zusammen, um deutlich zu machen, welche Bedeutung die Pädagogik für die Künste hat.
Im Rahmen der PädagogInnenbildung NEU hat die Universität Mozarteum damit ein klares Statement abgegeben, das durch alle Gremien hindurch einstimmig beschlossen worden ist.

Was waren und sind die wichtigsten inhaltlichen Ziele?

Dass die Kunst, die Forschung und ihre Lehrenden in einem intensiven Dialog bleiben müssen. Dass man nicht die Künstler da und die Pädagogen dort ausbildet, weil der Dialog für beide Seiten ganz wichtig ist. Nur Pädagoginnen und Pädagogen, die fähig sind, Kunst und Musik in selbstbestimmter Art und Weise umzusetzen und zu reflektieren, werden diese auch vermitteln können und wollen. Die entsprechenden Rahmenbedingungen sowie Ressourcen dafür bietet die School of Music and Arts Education. Ein derart breites künstlerisch-pädagogisches Angebot wie an der Universität Mozarteum gibt es vermutlich an keiner anderen Uni im deutschsprachigen Raum.

Als Basis für diesen Dialog nennen Sie eine intensive Vernetzung nach innen und außen – wie  funktioniert das im Detail?

Die Vernetzung nach innen bedeutet, dass man die kunstpädagogischen Studienangebote an der Universität unter einem gemeinsamen Dach hat und dadurch Ressourcen im Lehrangebot optimiert. Das ist nicht immer ganz einfach, aber wir sind dran. Als kleines Beispiel: Für den Universitätslehrgang
Musiktheatervermittlung und das Masterstudium Applied Theatre haben wir schon einmal ein gemeinsames Modul, die Pädagogische Psychologie. Zur Vernetzung nach außen zählen natürlich die beiden Lehramts-Cluster, in denen wir vertreten sind – ClusterWest mit Tirol und Vorarlberg bzw. Cluster Mitte mit Oberösterreich und Salzburg –, sowie Projekte mit unterschiedlichen Kulturträgern und Schulen, wie zum Beispiel mit der Stiftung Mozarteum. An einer weiteren wichtigen Vernetzung arbeiten
wir noch: eine Plattform für kunstpädagogische Forschung – ob das nun Lehrforschung, Lehr- und Lernforschung oder Vermittlungsmodelle sind.

Warum ist in diesem Bereich auch die Forschung so wichtig? 

Universitäten sollen grundsätzlich eine forschungsgeleitete Lehre bieten. Wir haben zum Beispiel jährliche SOMA-Tagungen zu wichtigen pädagogischen Themen – wo eine Perspektivenvielfalt da ist, wo ein Perspektivenwechsel für den Einzelnen da sein kann und wo die Wichtigkeit der Pädagogik
und der Forschung noch einmal signalisiert wird. Im Anschluss an die Tagungen erscheinen auch regelmäßig Publikationen bzw. Tagungsbände in unserer SOMASchriftenreihe „Einwürfe. Salzburger Texte
zu Musik – Kunst – Pädagogik“. 

Die aktuelle Tagung „Ist Kunst ein Sonderfall?“ hat sich gerade mit dem Redaktionsschluss  überschnitten, wann wird die nächste Tagung stattfinden? 

Wir planen am 16./17. Oktober 2020 eine  Tagung mit dem Titel „Künste anwenden“. Der Schauplatz wird höchstwahrscheinlich Innsbruck sein, um zu unterstreichen, dass die SOMA als Dach bzw. Plattform für beide Mozarteum-Standorte wichtig ist – zumal wir mittlerweile neben den musikpädagogischen
Departments auch an beiden Orten eine kunstpädagogische Ausbildung anbieten. Als Thema haben wir uns – ausgehend vom neuen Masterstudium Applied Theatre – gedacht, dass dieses „applied“ (Dt. „angewandt“) eigentlich spannend für alle unsere pädagogischen Studienrichtungen ist. Aus diesem Grund soll es bei der Tagung unter dem Motto „Künste anwenden“ hauptsächlich darum gehen, die künstlerisch-pädagogischen Fächer in die Gesellschaft hineinzutragen. 

Stimmt es, dass es demnächst auch internationale Projekte geben soll?

Wir befinden uns aktuell im Austausch mit der Georgia State University in Atlanta, die im Bereich der Kunst- und Musikpädagogik sehr gut aufgestellt ist. Außerdem wollen wir im Frühjahr 2021 die „Internationalen Tage der Pädagogik“ an der Universität Mozarteum Salzburg veranstalten – ein weiterer
intensiver Dialog mit in- und ausländischen Kolleginnen und Kollegen, mit Referaten und Workshops zu pädagogischen Themen.

(Ersterschienen in den Uni-Nachrichten / Salzburger Nachrichten am 7. Dezember 2019)

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